Fast 55 Prozent aller Nicht-Wohngebäude in Deutschland wurden vor dem Jahr 1978 gebaut, sind also mindestens 43 Jahre alt und entsprechen nicht den aktuellen energetischen Standards, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar des Immobiliendienstleisters JLL. So rückten Klimadebatten und Diskussionen um den energetischen Fußabdruck Gebäudesanierungen zunehmend in den Mittelpunkt sich dynamisch entwickelnder Marktaktivitäten.
„Im gewerblichen Immobiliensektor türmt sich so eine tsunamiartige Sanierungswelle auf und mit ihr die Frage, wie die regierungsseitig propagierten Klimaziele in Anbetracht einer derartigen Herausforderung erreicht werden können. Immerhin ist der Sektor für etwa 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und für fast die Hälfte aller CO2-Emissionen im Gebäudesektor verantwortlich“, erläutert Helge Scheunemann, Head of Research, JLL Germany.
Scheunemann weiter: „Fakt ist: ohne eine massive Ausweitung von Sanierungen oder dem ‚Bauen im Bestand‘ werden die festgelegten Treibhausgas-Emissionsobergrenzen auch weiterhin deutlich überschritten. Schätzungen zufolge entstehen beim 50-jährigen Lebenszyklus eines Gebäudes in der Bauphase deutlich mehr Treibhausgase als später im operativen Geschäft. Investoren sollten deswegen zumindest die Wiederverwendung und die Verbesserung der Effizienz von bestehenden Gebäuden verstärkt ins Auge fassen und dort, wo es wirtschaftlich vertretbar ist, auch bevorzugen.“
Insgesamt wurden im Zeitraum 2011 bis einschließlich des ersten Halbjahres 2021 über 10,9 Millionen Quadratmeter in den deutschen Big-7-Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart fertiggestellt, davon waren laut JLL etwa 1,8 Millionen Quadratmeter Sanierungen.
Nach einigen Jahren des Rückgangs gehen die Anteile der Sanierungsbauten aktuell wieder nach oben und werden 2022 rund 24 Prozent erreichen. Bis 2024 könne der Anteil auf bis zu 30 Prozent ansteigen.
„Es deutet sich hier also eine Trendwende an, die auch dadurch untermauert wird, dass Sanierungen vor allem dort stattfinden, wo Bauland knapp und teuer ist, nämlich in den zentralen Lagen. Hier lag der Anteil der Sanierungen im Zeitraum 2011 bis 2020 bei 30 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt. Und nächstes Jahr wird der Anteil sogar auf fast 40 Prozent ansteigen“, sagt Deutschlands JLL-Research-Chef.
Scheunemann abschließend: „Die gute Nachricht ist, dass darüber hinaus auch in Zweit- und Drittlagen die Sanierungsquoten steigen – auf 26 bzw. 13 Prozent. Das sind – aus klimapolitischer Sicht – durchaus ermutigende Zahlen. Dennoch bleibt noch viel zu tun und das Sanierungspensum gewaltig. Selbst mit dem Anstieg im nächsten Jahr werden sich dann erst lediglich 0,6 Prozent des gesamten Bürobestandes in der Sanierung befinden. Um die Klimaziele der Bundesregierung bis 2030 bzw. 2050 zu erreichen, müsste sich die jährliche energetische Sanierungsquote mindestens aber verdoppeln.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung JLL
Jones Lang Lasalle Incorporated ist ein international tätiges Dienstleistungs-, Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobiliensektor mit Sitz in Chicago. Das Unternehmen bietet unter der Marke JLL in mehr als 80 Ländern Dienstleistungen für Eigentümer, Nutzer und Investoren an.