Die Märkte haben sich in diesem Jahr bislang sehr unterschiedlich entwickelt: Der starken Outperformance des US-Aktienmarktes, die vom Informationstechnologie-Sektor gestützt wurde, stand eine deutlich unterdurchschnittliche Wertentwicklung der Aktien, Landeswährungen und Anleihenmärkte der Schwellenländer gegenüber. Auch Europa ist ins Stolpern geraten, resümiert Larry Hatheway, Group Head GAM Investment Solutions und Chefökonom bei GAM Investments, in seinem aktuellen Kommentar zur Marktlage.
„Hinter diesen Performance-Differenzen steckt zum Teil die Zurückhaltung der Anleger nach dem volatilen ersten Quartal, auch wenn die Gründe dafür – wie zum Beispiel Ängste über eine steigende Inflation – seither abgenommen haben. Hinzu kommt ein starker US-Dollar, der sich belastend auf die Schwellenländer auswirkt“, führt Hatheway aus. Dieser spiegele zum Teil die Stärke der US-Wirtschaft wider, der im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften eine recht überzeugende Erholung zur Jahresmitte gelungen ist.
Hatheway weiter: „Probleme in Schwellenländern wie der Türkei und Argentinien wirken sich zunehmend auf die Emerging Markets insgesamt aus. Das mit Schwellenländern verbundene hohe Risiko verstärkt in der Regel die Neigung der Anleger, nach Stabilität, Qualität und Sicherheit Ausschau zu halten.“ Vor diesem Hintergrund laute die Kernfrage, ob sich in den kommenden Monaten andere Märkte zu Top-Performern entwickeln könnten. Dazu müssten sich allerdings die Fundamentaldaten wandeln. Zudem müsse der Glaube der Anleger wiederhergestellt werden, dass Wachstum auch außerhalb der USA möglich ist. Europa und die Schwellenländer müssten beweisen, dass sie überzeugendere gesamtwirtschaftliche Perspektiven zu bieten haben.
„Bislang ist dies nicht der Fall“, stellt Hatheway fest. „Insbesondere in Schwellenländern, in denen steigende Risikoprämien und das Risiko höherer Kapitalkosten das Wachstum dämpfen. Außerdem muss die Stärke des US-Dollars enden. Zwar wertete der US-Dollar zuletzt nicht weiter auf, doch die Währungen der Schwellenländer bleiben schwach. Dies treibt in diesen Märkten gewöhnlich die Kredit- und Inflationsrisikoprämien in die Höhe.“ Schließlich müssten die geopolitischen Spannungen, vor allem mit Blick auf die Handelskonflikte, ebenfalls abnehmen. Stattdessen wachse gegenwärtig die Angst vor einer weiteren Eskalation. Es bestehe die Gefahr, dass die Handelskonflikte den Optimismus der Unternehmen untergraben und dadurch die Investitionsausgaben und die Beschäftigung dämpfen.
Das größte Risiko für die Konjunktur und die Märkte bleibt nach Einschätzung Hatheways die Inflation. „Sollte die Inflation in den USA, Westeuropa oder Japan deutlich und unerwartet steigen, würde dies die Erwartungen an die Geldpolitik verändern und sowohl die Zinssätze als auch die Risikoprämien in die Höhe treiben. Marktrückschläge und ein schwächeres Wachstum wären die Folgen“, prognostiziert der Ökonom. Zusammenfassend spiegele die unterschiedliche Entwicklung der Märkte sowohl divergierende Fundamentaldaten als auch die Bedenken der Anleger mit Blick auf die Gefahren für die Stabilität der Wirtschaft und der Märkte wider. „Damit eine Rotation eintritt und neue Top-Performer auf den Plan treten können, müsste sich zunächst etwas an diesen Faktoren ändern. Dies erscheint jedoch im Moment nur schwer vorstellbar“, so Hatheway abschließend.
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