Für Unternehmen dürfte es in diesem Umfeld schwieriger werden, an frisches Geld zu kommen: Knapp jeder zweite Bankmanager (47 Prozent) erwartet, dass die Kreditvergabe restriktiver wird – nur sieben Prozent rechnen mit einer gegenteiligen Entwicklung. Das sind Ergebnisse des „Bankenbarometers“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden 120 Banken und 30 Fintech-Unternehmen in Deutschland befragt.
Angesichts der schwachen Gewinnentwicklung plant jede sechste Bank Gebührenerhöhungen für Privatkunden: Im Fokus steht dabei das Girokonto, das bei 13 Prozent der Banken teurer wird. Für Überweisungen will jede zehnte Bank höhere Gebühren verlangen. Dass es trotz der schwachen Gewinnentwicklung im Bankensektor nicht zu flächendeckenden Gebührenerhöhungen kommt, dürfte auf den intensiven Wettbewerb zurückzuführen sein – und auf neue Wettbewerber, die bereits in den Startlöchern stehen. „Die Lage im deutschen Bankensektor hat sich in den vergangenen Monaten deutlich eingetrübt“, beobachtet Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY. „Die Konjunktur schwächelt, was eine höhere Risikovorsorge zur Folge haben dürfte. Und das niedrige Zinsniveau sowie steigende Strafzinsen führen dazu, dass die Zinseinnahmen immer weiter abschmelzen. Viele Banken hatten auf eine Zinswende gehofft – davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Die Banken stehen vor der Herausforderung, trotz eines dauerhaft extrem niedrigen Zinsniveaus profitabel zu wirtschaften.“
Derzeit sind andere Banken die Hauptwettbewerber deutscher Kreditinstitute – Fintechs, also Jungunternehmen im Finanzbereich, bereiten den Banken hingegen kaum Sorgen: Gerade einmal 18 Prozent bezeichnen sie als relevante Wettbewerber. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern: Insgesamt 66 Prozent der Bankmanager rechnen mit einer steigenden Bedeutung, 24 Prozent sogar mit einer stark steigenden Bedeutung von Fintechs. „Finanz-Start-ups sind derzeit noch kaum eine echte Konkurrenz für Banken. Eine große Bedeutung kommt ihnen aber als Innovationstreiber zu: Während sich klassische Banken schwertun, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren und eine jüngere, digitalaffine Zielgruppe anzusprechen, bringen Fintechs mit innovativen Ideen frischen Wind in den Markt“, urteilt Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. Gefährlicher für traditionelle Banken sind aus Griess Sicht hingegen Technologiekonzerne wie Facebook, Amazon oder Apple: „Die US-Digitalkonzerne haben längst den Finanzdienstleistungsmarkt ins Visier genommen. Sie verfügen über die nötigen Finanzmittel und den direkten Zugang zum Endkunden – sie haben damit alles, um den traditionellen Banken das Leben schwer zu machen. Mit ihren Mobile Payment-Lösungen drohen sie beispielsweise gerade den Banken den direkten Kontakt zu jüngeren Kunden aus der Hand zu nehmen.“ Griess rechnet damit, dass sich das mobile Bezahlen mit dem Smartphone oder mit Wearables früher oder später auch in Deutschland durchsetzen wird: „Und wenn es die US-Digitalkonzerne sind, über die diese Zahlungsströme laufen, werden die Banken im Massengeschäft erheblich an Boden verlieren. Das Massengeschäft ist eindeutig in Gefahr“. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung EY
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